Mittwoch, 10. Februar 2010

Ferien im Kloster

Zur Zeit, da Ferien sind, wohnen hier einige Kinder die mit Mönchen aus unserem Haus verwandt sind. (Ob die Mädchen auch direkt im Kloster wohnen oder nur die Tage hier verbringen weiß ich aber nicht.) Die Mädchen wohnen im YigaChöling Gästehaus, sind aber tagsüber durchgehend hier. Das zurückhaltende und dennoch frech-fröhliche Lächeln der kleinen tibetischen Mädchen hat auf mein Herz die gleiche unmittelbare Wirkung wie das Maunzen eines hungrigen Katzenbabys. Ihre schönen tibetischen Gesichtern umrahmen ein Strahlen, das von kleinen aber weit aufgerissenen, die Welt aufsaugenden Augen ausgeht.

Die wenigen, kurzen Ferien die es hier gibt werden in solch einer harmonischen Atmosphäre zusammen gefeiert, wie sie zu steigern nicht mehr möglich ist. Die Kinder spielen auf improvisierten Tischtennisplatten oder einem imaginären Badmintonfeld, die älteren spielen entweder Carom (ein Spiel wie Billiard, aber mit kleinen Scheibchen, die mit den Fingern geschnipst werden), sitzen zusammen und reden oder schauen gemeinsam Filme. Kürzlich fiel mir auf, wie diese Art der Entspannung, der Ferien, vollkommen anders ist als ich sie aus dem Westen kenne. Vom Jüngsten bis zum Ältesten sind sich hier alle völlig einig, dass in dieser Zeit nur eins zählt: entspannt zu tun wonach einem der Sinn steht. Wenn ich mir vorstelle wie die erwachsenen Europäer die ich mit meinem Leben kennen gelernt habe zusammen in einem Raum mehrere Tage am Stück Stunden lang Filme schauen sollten... sie würden durchdrehen, und vielleicht zum Teil deshalb, weil sie den Drang hätten produktiv zu sein, trotzdem etwas zu "schaffen"; weil sie sich nicht erlauben könnten bloß zu entspannen. Etwas anderes machen als sonst. Die tibetischen Mönche hier hingegen haben einen solchen Alltag, dass sogar bloß hier sein, entspannen, spielen und Filme schauen etwas völlig anderes ist als ihr Alltag, ein völlig anderes Leben. Ob sie arbeiten, studieren oder feiern, sie machen es mit einer bewundernswerten Konsequenz, zu 100%. Der Tag hat zur Zeit nur wenige Fixpunkte, wenn wir gemeinsam Essen oder süßen Tee Trinken. Für morgen habe ich einen Wagen mit Speiseeis bestellt, um alle 70 Mönche (und deren Besucher) meines Hauses, wie schon letztes Jahr, zum Eis einzuladen. Ich freue mich auf die fröhlichen Gesichter, vor allem der Kinder und der alten Geshes.

1 Kommentar:

  1. Lieber Khedrup!
    Schön, dass Du wieder schreibst, ich dachte schon, wir würden nichts mehr von Dir hören!
    Ich freue mich über den Frieden, der in Sera herrscht. Wenn ich mails von meinen beiden Patenmönchen bekomme, kann ich in ihren Zeilen auch immer wieder denselben herausfühlen.
    Ich werde Dir auch bald, nach langer Zeit, wieder einmal schreiben.
    Viele liebe Grüsse an Dich nach Sera von
    Renée

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