Die Lichterketten werden von Batterien gespeist, die über Solarpanele aufgeladen werden, denn sonst wären sie dunkel wie der Rest des Klosters, da wir zur Zeit mehrere Tage pro Woche überhaupt keinen Strom haben, und wenn doch, dann nur sehr kurz (wenige Minuten). Die Stromversorgung ist instabiler geworden in letzter Zeit, noch mehr als zuvor. Es ist allerdings sehr oft nur unser Haus betroffen, unsere Nachbarn und der Rest des Klosters hat die normalen 6 Stunden Strom pro Tag, meistens. Ich bin versucht zu meinen "leider nur unser Haus", denn das reduziert die Chancen auf Reparatur sehr. Man müsse nur die richtigen Inder bestechen, dann würde es repariert, sagen die einen. Wenn ich versuche herauszufinden, wer die richtigen Inder sind, sagen die anderen, das könne ich nicht tun, denn sobald ich ihnen einmal Bestechungsgeld gegeben habe damit sie die Leitung reparieren, werden sie nie wieder ohne diesen Anreiz kommen, und zusätzlich eventuell sogar die Leitung mutwillig beschädigen um öfter gerufen zu werden. So bleiben mir nur Dunkelheit, Kerzenlicht und der Wunsch auf eine Solaranlage, denn Sonne haben wir mehr als genug.
Im letzten Eintrag erwähnte ich meine Lebensmittelvergiftung. Diese war offenbar doch noch nicht vorbei, denn kurz darauf hatte ich einen Rückfall, zwar schwächer als zuvor, aber dennoch Zeit raubend. Vor ungefähr zwei Wochen wurden Ehrungsfeiern für diverse Mönche abgehalten, die in die Lharamklasse eingetreten sind, unter anderem auch der Lehrer unseres Hauses Yama Dorje. Wir befinden uns allerdings gerade in verminderter Besetzung in unserem Haus, da noch immer viele Mönche in Sikkim sind. Sie kommen vermutlich in der ersten oder zweiten Juni Woche zurück nach Sera.
Seit einer Weile hat sich noch eine zweite Eidechse in meinem Zimmer niedergelassen. Es ist mir eine große Freude den beiden zuzuschauen, leider sind sie sehr scheu, schon eine schnelle Kopfbewegung meinerseits kann sie verschrecken. Da die beiden etwas unterschiedlich groß sind, habe ich sie Tsangchen und Tsangchung (von rtsangs pa) getauft. Ich hoffe sie bleiben hier wohnen, denn sie bringen mich häufig zum Lachen. Neulich jagte Tsangchen eine Kakerlake hinter meinem Schreibtisch hervor. Die meisten Kakerlaken sind deutlich größer als die Eidechsen, aber diese war noch sehr jung. Die Eidechse jagte offenbar nicht um die Kakerlake tatsächlich zu fangen, denn sie hielt einen konstanten Abstand. Ich weiß nicht ob Eidechsen Territorien haben, aber so sah es für mich aus. Ich nutzte die Gelegenheit um die Kakerlake, die völlig abgelenkt war, einzufangen und raus zu bringen. Die ausgewachsenen Kakerlaken werden hier gut Zeigefinger groß, die Eidechsen sind eher kleiner.
Apropos Kakerlaken. Neulich kochte ich Nudeln und von der Tüte ins kochende Wasser fielen ein paar Kakerlakenbeine. Ich erschrak, sie mussten wohl an der Außenseite der Tüte geklebt haben. Wir haben reichlich Kakerlaken, also war es nur deshalb verwunderlich, weil ich sie nicht vorher gesehen hatte. Ich fischte die Beine aus dem Topf, zum Glück schwammen sie an der Oberfläche. Als ich dann den Rest des Tüteninhalts in den Topf entleerte, fiel die restliche tote Kakerlake in einem Stück aus der Tüte ins Wasser. Seit dem inspiziere ich die Nudeln sehr genau beim Kauf. Einem anderen Mönch glaubte ich damals nicht recht, dass ihm das gleiche mal mit einer Milchtüte passiert sei. Jetzt schon.
Ich würde gerne meine (beiden) Leser nochmal dazu auffordern sich zu melden, mir mehr Rückmeldung zu geben. Nur durch Rückmeldungen kann ich einschätzen wie nützlich es tatsächlich ist hier Einträge zu schreiben, und welche Themen von Interesse sind. Ganz besonders würde es mich freuen Fragen oder Themenvorschläge zu bekommen. Welche Aspekte unseres Klosterlebens werden gerne gelesen und welche langweilen?
In der Hoffnung, dass alle Kreisgänger viel Freude an der heilsamen Praxis geistiger Entwicklung haben mögen,
Khedrub.